Gutes Talentscouting ist für viele Vereine eine der Grundsäulen des professionellen Fußballgeschäfts. Nur mit erfahrenen Fußballbeobachtern, den Scouts, können junge Talente entdeckt, gefördert und zu kommenden Fußballprofis ausgebildet werden. Ajax Amsterdam zählt zu den bekanntesten Talentschmieden im europäischen Vereinsfußball. Der holländische Erstligist sichtet junge Talente, bildet die kleinen Fußballer aus und verkauft sie gewinnbringend an große Vereine – ein herausragendes Talenscouting und eine moderne Jugendarbeit ist für Ajax überlebenswichtig, um im Konzert der ganz Großen mithalten zu können.

Talentscouting im deutschen Profi-Fußball

In Deutschland besetzt der SC Freiburg eine ähnliche Rolle wie Ajax Amsterdam im europäischen Fußball. Auch der Bundesligist bildet in seiner Fußballschule junge Talente aus und gibt ihnen die Chance, im Profifußball erste Erfahrungen zu sammeln. Dass der SC Freiburg mit fünf Titeln Rekordsieger des Junioren-Vereinspokals des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) ist, ist ein eindeutiges Indiz für die erfolgreiche Jugendarbeit im Breisgau.

Mit seinem professionellen Talentscouting und den modernen Trainingsmethoden setzt der SC Freiburg Maßstäbe. Seit Ende der 1990er Jahre – damals positionierte sich der Verein explizit als Ausbildungsclub – ist die nachhaltige Talentförderung einer der Eckpfeiler des strategischen Konzepts. Im Vergleich mit anderen Proficlubs schaffen es ungewöhnlich viele Freiburger Nachwuchskicker in den Profifußball. Auch im aktuellen Bundesligakader stehen etliche Spieler, die aus dem eigenen Nachwuchs stammen.

Was ist „Der Freiburger Weg“?

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) schreibt den 36 Profivereinen der Ersten und Zweiten Bundesliga vor, Leistungszentren für den Nachwuchs zu betreiben. Die Freiburger Fußballschule gilt als eine der besten Ausbildungsstätten – und wurde entsprechend als solche zertifiziert. Die Tageszeitung „Die Welt“ kam 2013 zu dem Urteil, „Freiburg hat Deutschlands beste Talentschmiede“. Die innovative Jugendarbeit in Verbindung mit dem modernen Talentscouting soll Freiburg langfristig als Bundesligastandort etablieren. Bisher ist das dem Verein sehr erfolgreich gelungen: 1993 stieg der SC Freiburg erstmals in seiner Geschichte in die Erste Bundesliga auf und spielt seitdem ununterbrochen in der Ersten oder Zweiten Bundesliga. Das Ausbildungsprogramm „Der Freiburger Weg“ ist inzwischen auch in die DFB-Jugendarbeit übernommen worden.

Das ist nicht überraschend, ist die Herangehensweise der Freiburger Fußballschule doch genauestens durchdacht. Eines der besonderen Merkmale ist die sehr enge Verzahnung von Nachwuchsabteilung und Profibereich. Der SC Freiburg selbst bezeichnet diese als „einzigartig“ im deutschen Fußball. Hinzu kommt das Prinzip der dualen Ausbildung. Alle Spieler aus den Mannschaften der Freiburger Fußballschule müssen  – so steht es auf der Homepage des SC Freiburg – „neben der fußballerischen Ausbildung auch einen Schul­abschluss machen oder eine Berufsausbildung absolvieren“. Und das liegt nicht nur im Interesse des Vereins, sondern ist auch aus des Spielers von elementarer Bedeutung.

Nachwuchskicker reifen zur Persönlichkeit

Viele Vereine, vor allem im Amateurbereich, vernachlässigen die persönliche Entwicklung von Nachwuchskickern oder unterschätzen deren Wichtigkeit.  Dabei sind Spieler, die für ihr eigenes Lebens Verantwortung übernehmen, auch für eine Fußballmannschaft unentbehrlich. Die duale Ausbildung des SC Freiburg zielt darauf, aus talentierten Nachwuchskickern verantwortungsvolle und entscheidungsfreudige Führungsspieler zu formen. Und dazu zählt auch die Entwicklung neben dem grünen Rasen: Kein junger Fußballer soll ohne Ausbildung dastehen, wenn der Sprung in den Profifußball nicht gelingt.

Fast noch wichtiger ist aus Sicht des SC Freiburg der soziale und gesellschaftliche Aspekt des dualen Systems: Genau wie in einer Fußballmannschaft müssen sich die großen Talente auch in der Schule und in der Berufsausbildung in Gruppen integrieren und durchsetzen. Auch in der Schule und in der Berufsausbildung müssen sie lernen, mit Niederlagen und Erfolgen umzugehen. Indem die Fußballtalente Verantwortung für ihr eigenes Leben übernehmen, reifen sie zu einer Persönlichkeit heran.

Talentscouting und Jugendtraining im Amateurbereich

Am Konzept „Der Freiburger Weg“ können (und sollten) sich Amateurvereine ein Beispiel nehmen. Sicherlich ist es aufgrund der finanziellen Situation im Amateurbereich nur selten möglich, alle Maßnahmen des Profigeschäfts analog umzusetzen. Aber auch Jugendtrainer und Talenscouts im Dorfverein finden einzelne Aspekte im Ausbildungssystem des SC Freiburg oder in den Fußballschulen anderer deutscher und internationaler Vereine, auf die sie für ihr Training und für ihre Talensichtung zurückgreifen können. Die wichtigsten Punkte sowohl für Talentsichtung als auch für das Training im Nachwuchsbereich haben wir für dich zusammengestellt: Welche Eigenschaften machen Bolzplatzhelden zu echten Ausnahmetalenten? Wie funktioniert Talentscouting überhaupt? Wie können Vereine den Nachwuchs am besten fördern? Wie werden aus begabten Straßenkickern disziplinierte und motivierte Jugendspieler? Welches Training macht aus guten Fußballern überdurchschnittliche Führungsspieler?

Und auch Nachwuchskicker, die nach Höherem streben, die vielleicht sogar Profi werden wollen, sollten einige Konzepte aus nationalen und internationalen Fußballschulen unter die Lupe nehmen. Wir haben auf unseren Seiten unter anderem Tipps zusammengestellt, welchen Weg Fußballtalente einschlagen sollten, wie begabte Nachwuchskicker den passenden Verein sowie den richtigen Trainer für sich finden und mit welchem Zusatztraining junge Fußballtalente ihr Können verbessern.